Hans Ostapenko
Especially / Videoinstalllation, 3:36 Min, 2024
Als Hans Ostapenko im Herbst 2021 seine Künstlerresidenz im Atelierhaus Salzamt Linz begann, war der Abbruch des Stadions des Linzer Athletik-Sport-Klub (LASK) zwar bereits beendet, doch bis zum ersten Spatenstich sollten noch einige Monate vergehen. Diesen Umbruchsmoment hält das Video „Especially“ fest: Wie antike Säulen ragen runde Stützen aus den Ruinen des Platzes empor, der grüne Rasen ist verwittertem Brachland gewichen, nur wenige Pionierpflanzen sprießen.
Die vermeintliche Dokumentation wird unterbrochen von einer Intervention eines Bauarbeiters, der ein rund gebogenes Stück Doppelstabmattenzaun einen Abgrund herunterstößt und das anschließend wie ein einsamer Heuballen durch die verlassene Wüste rollt. Plötzlich steckt das seltsame Objekt in einem verrosteten und demolierten Zaunstück fest. Im Hintergrund eine Überwachungskamera als stummer Zeuge. Weitere manipulierte Zaunelemente tauchen auf: Abstrakte Formen, die an ASCII-Codes erinnern und wie eine Geheimsprache anmuten, durchbrechen die strenge Ordnung des Gitters und stehen im Kontrast zum Chaos der umgebenden Szenerie.
Das Schaufenster in der Nachbarschaft zur Wohnzimmer Cafebar evoziert ein ähnliches Bild: Der rechteckige Bildschirm im ebenso rechteckigen Schaufenster wird von wilden Graffitis eingerahmt. Unterschiedliche Eingriffe zur Aneignung und Umwidmung des öffentlichen Raums treffen hier aufeinander. Zudem sind sowohl der Doppelstabmattenzaun als auch das Schaufenster ein ambivalentes Symbol für den Schutz des Innen und die Aussperrung des Außen, beide schreiben sich wie dreidimensionale Linien in die Umgebung ein und ermöglichen durch ihre Durchlässigkeit den Blick auf ein Dahinter. Die gesamte Szenerie schwankt zwischen Geformtem und Ungeformtem, Ordnung und Chaos, Geregeltem und Ungeregeltem.
2017 begann Hans Ostapenko (geb. 1982 in Odesa, UKR, lebt und arbeitet in Dortmund) seine künstlerische Arbeit, die sich zwischen Skulptur und Zeichnung, Performance und Kunst im öffentlichen Raum bewegt. Dabei untersucht er das Verhältnis von öffentlichem, halb-öffentlichen und privatem Raum sowie die Entstehung von Grenzen, von Territorien und der Methoden ihrer symbolischen Überwindung. Die Wahrnehmung der sozialen, ökonomischen, politischen wie auch juristischen Dimensionen innerhalb dieses Komplexes beschäftigen Ostapenko als Ukrainer wie auch als Künstler.
Text: Linda Schröer
Foto: Joshua Hoven
Instagram: @hansostapenko