Sound and Vision
Fußball und Schlager boomen. Sie profitieren von der flächendeckenden Verbreitung von Fernsehgeräten seit Ende der 60er Jahre und den dazu gehörigen Fernsehsendungen.
Für den deutschen Konzeptkünstler Ruppe Koselleck (*1967) gehören Fußball und Fernsehen von Beginn an zusammen: „Wir schreiben das Jahr 1974 und das Finale stand vor der Tür und Deutschland sollte auf Holland treffen. Und es war Sommer. Allein, meine Eltern hatten keinen Fernseher. Gar keinen. Nicht mal einen in schwarz-weiß. Es blieb der Gang zum Pastor. Der hatte schon einen. In bunt.
Und so war es der Fußball, der uns in die Arme der Kirche und dann direkt zum Pastor treiben sollte - ...und es war dies mein Urerlebnis von Spannung und Flimmern - mein erster Kontakt mit der televisionären Welt selbst. Seitdem bleibt für mich immer der runde Ball mit der matten Scheibe verbunden.
Erst zur Wahl von Helmut Schmidt 1976 gab es dann einen Fernseher....und es zeigt sich hier ein für mich bis heute unverständliches Primat der Politik vor dem Fußball, denn nur die Elefantenrunde in ARD und ZDF ließ meine Eltern zum Fernseher kommen.“
Auch die Fußball-Erinnerungen von Holger Frohne sind medial geprägt. 1980 ist Europameisterschaft und ein neuer Plattenspieler hält Einzug in den Haushalt der Familie in Herdecke. Frohne ist 12 Jahre alt. Die Langspielplatte trägt den Titel „Viva Fußball“ und Fußballstar Franz Beckenbauer ist auf dem Cover. Er präsentiert die Songs gemeinsam mit der Zeitung „Bild am Sonntag“.
Einige Hits sind darunter - Udo Jürgens singt Buenos Dias Argentina - aber auch Live-Sounds aus dem Stadion, Fangesänge und Auszüge aus der Originalreportage des Endspiels 1954 in Bern. Erinnert er sich an seinen Lieblingssong? „Rod Stewart fand ich cool“, so Frohne - der war gleich zwei mal auf dem Album und sang mit der schottischen Nationalmannschaft. Und heute? „Heute hab‘ ich gar keinen Plattenspieler mehr, aber die Platte bleibt.“
Ein kleiner Fernseher und die Original-LP sind im Schmackes ausgestellt.
Text: Daniela Berglehn